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Der Veteranenjahrestag am 01.12.2018

Der Veteranenjahrestag des Veteranenvereins Epfach stand dieses Jahr unter dem Motto „100 Jahre Ende erster Weltkrieg und das Nichtvergessen“

Veteranenjahrtag i. Epf. a. 01.12.18   Aufstellung z. Kirchgang  Veteranenjahrtag i. Epf. am 01.12.18   Abmarsch


Nach einem festlichen Gottesdienst, gehalten von Pfarrer Michael Vogg, marschierten alle gemeinsam, unter der musikalischen Begleitung des Musikvereins Denklingen, zum Kriegerdenkmal. Dort wurde den Gefallenen der beiden Weltkriege durch eine Kranzniederlegung gedacht und zwei Kerzen für die im vergangenen Jahr verstorbenen Vereinsmitglieder aufgestellt. Veteranenjahrtag i. Epf. a. 01.12.18   Appell a. Denkmal


Mit einer ergreifenden Rede machte Vorstand Walter Heinen darauf aufmerksam,
dass Frieden nicht selbstverständlich ist.
Die Rede wird, auf Wunsch einiger Teilnehmer in voller Länge hier abgedruckt.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen eröffnete Vorstand Walter Heinen die
Jahreshauptversammlung.
Unter anderem wurden wieder mehrere Mitglieder für Ihre langjährige Mitgliedschaft geehrt. 

 

 

 

 

 

Rede von Vorstand Walter Heinen zum Veteranenjahrestag 2018:


Es ist der 11. November 1918. Die Militärführer der Entente sowie des Deutschen Reiches unterzeichnen in einem Eisenbahnwaggon nahe der französischen Stadt Compiègne eine Waffenstillstandsvereinbarung für
die Westfront. Es ist der Anfang vom Ende des Ersten Weltkrieges – dieses Krieges, dessen sinnloses Sterben vor eben genau 100 Jahren gestoppt werden konnte.
Die verheerenden Folgen des Ersten Weltkrieges veränderten Europa nachhaltig.
Die Wissenschaft spricht im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg nicht umsonst von der „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts. Deutschland verlor damals seine Monarchie sowie Teile des Staatsterritoriums, der
Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn zerbrach, Tirol wurde in zwei Teile getrennt.
Der erste Weltkrieg war der erste kriegerische Konflikt, der mit massenhaft industriell produzierten Waffen ausgefochten wurde. Es war ein Krieg der Panzer, Granatwerfer, Flugzeuge, U-Boote und auch des Giftgases.

Ein Krieg der engen, stickigen und todbringenden Schützengräben. Ein Krieg der Jugend, die, aufgestachelt von falschem Nationalismus und einem irrationalen Kaiserkult, ihre ganze Zukunft aufs Spiel setzte.
Meine Damen und Herren, der Erste Weltkrieg sollte sechs Millionen Zivilisten und zehn Millionen Soldaten das Leben kosten. 20 Millionen Menschen waren bis zur Unkenntlichkeit verwundet, traumatisiert und für ihr
ganzes restliches Leben gezeichnet.
Der von Anfang an brüchige Frieden von Versailles führte zur Legende des so genannten „Dolchstoßes“, die rechtsextreme Parteien nutzten, um gegen die neu entstandene Weimarer Republik zu polemisieren.
Die schwache Demokratie des jungen Staates war letztlich nicht in der Lage, die Machtergreifung durch die NSDAP unter der Führung von Adolf Hitler zu verhindern. Die Folgen kennen wir alle.
Der Zweite Weltkrieg, dessen schieres Leid und dessen unmenschliche Verbrechen in Worten nicht fassbar sind.


Liebe Epfacherinnen und Epfacher, die Universität Leipzig veröffentlichte jüngst eine Studie, deren Ergebnisse mich zutiefst trafen. Demnach könnten sich 40 Prozent der Deutschen vorstellen, ein autoritäres Regime zu unterstützen. 40 Prozent der Deutschen.
Für mich und für viele andere war es kaum vorstellbar, dass 100 Jahre nach dem Ersten und 73 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wieder ein derartiger Autoritarismus in weiten Teilen der Bevölkerung aufkeimen könnte.
Wenn man sich allerdings die aktuelle politische Lage in Deutschland und Europa ansieht, verwundert es vielleicht doch nicht mehr so sehr.
Rechtspopulistische Parteien gewinnen immer mehr an Zuspruch und haben in manchen Bundesländern inzwischen die Aussicht, stärkste politische Kraft zu werden. Immer mehr Staaten auf unserem Kontinent
stellen sich gegen den europäischen Integrationsprozess und machen mit „Fake News“ und bewusst verbreiteten Halb- oder gar Unwahrheiten Stimmung gegen die Europäische Union und ihre Institutionen. Manche
verlassen gar – wie etwa Großbritannien – den Staatenbund. Damit einhergehen hoch gezogene Grenzen, Ressentiments gegen Menschen fremder Herkunft und anderer Meinung und ein tiefes Misstrauen gegen den Staat und dessen Vertreter.
Kurz zusammengefasst: Viele Menschen werfen gerade die Werte über Bord, die uns über 70 Jahre Frieden ermöglichten. Werte wie Toleranz, gegenseitige Achtung oder auch die Bereitschaft, miteinander solidarisch
umzugehen. Ein Europa, das gegenseitige Hilfen nur noch gegeneinander aufrechnet, ist ein Europa, das sich weit von seinen Gründungsvätern Adenauer und de Gaulle entfernt hat. Diese beiden Männer wussten,
welch unbeschreibliches Leid zwei Weltkriege über die Menschen in Europa brachten. Wie ignorant sind wir als nachfolgende Generationen, dass wir diese Erinnerung mit Füßen treten und meinen, das Heil im Nationalismus
und einfachen Antworten auf komplexe Fragen suchen zu müssen? Das Einzige, was im Europa des Jahres 2018 tatsächlich noch grenzenlos zu sein scheint, ist der einfältige Egoismus.


Liebe Bürgerinnen und Bürger, das Epfacher Kriegerdenkmal erinnert uns an Menschen, die aus unseren Familien stammen. Menschen, die alles darum gegeben hätten, in einem Europa leben zu dürfen, dessen Jugend sich nicht gegenseitig abschlachtet.
Menschen, die heute angesichts ihrer Erfahrungen sicher anders mit Minderheiten umgehen würden. Menschen, die Fremden erstmal mit Neugier statt mit Misstrauen begegnen würden. Was hätten unsere Lieben darum
gegeben, Weihnachten 1917 aus den Schützengräben emporzusteigen und mit ihren vermeintlichen französischen Feinden gemeinsam das Fest und das neue Jahr zu begehen?
Was hätten sie darum gegeben? Wir können nur spekulieren. Aber wollen wir wirklich wieder ein Europa der Schlagbäume? Wo eine Grenze ist, ist ein Konflikt nicht weit.
Aus diesem Grund, meine Damen und Herren, ist es gerade die Verpflichtung unserer Generation, die europäischen Werte, die übrigens in Gänze auf dem christlichen Menschenbild beruhen, aufrecht zu erhalten
und dort, wo es von Nöten ist, wiederherzustellen. Das Opfer unserer Vorfahren, deren Namen für immer im Kriegerdenkmal eingemeißelt sind, darf nicht umsonst gewesen sein.
Wir sind es ihnen und unseren Kindern schuldig. Hinterlassen wir ihnen kein Europa in Trümmern – weder im wörtlichen, noch im moralischen Sinne.